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Ausgabe:

Oktober/2014

Spalte:

1252

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

UMD Prof. Dr. Konrad Klek, Sprecher des Fachbereichs Theologie

Titel/Untertitel:

Alasdair Heron zum Gedenken

Alasdair Heron (24.7.1942–7.5.2014) wurde als Sohn eines Pfarrers der Church of Scotland in Murree (Pakistan) geboren. Er wuchs in Schottland auf. In Cambridge studierte er von 1961 bis 1965 Classics (Altphilologie) und Moral Sciences, anschließend von 1965 bis 1968 Theologie in Edinburgh. Von 1969 bis 1971 war er in Linlithgow Ge­meindepfarrer, bevor er an die Universität Tübingen als Assistent im Fach Ältere Kirchengeschichte wechselte. Dort wurde er 1973 mit einer Arbeit über die Trinitarischen Schriften von Didymos dem Blinden promoviert. Dieses Thema lag in der Konsequenz seiner Studien und charakterisiert zugleich die Arbeit Alasdair Herons. Sie verbindet die Reflexion auf zentrale systematisch-theologische Fragen mit einer profunden Kenntnis der patristischen Theologie. Nach der Promotion war er 1973/74 als research lecturer an der Irish School of Ecumenics tätig. Hier kommt ein weiteres Moment zur Erscheinung, das für das Wirken von Alasdair Heron kennzeichnend ist, die ökumenische Ausrichtung und Offenheit.

Nach einer Lehrtätigkeit in Edinburgh für Dogmatik und Systematische Theologie wurde Heron 1981 auf den Lehrstuhl für Reformierte Theologie an der Erlanger Theologischen Fakultät berufen, dem er in 26 Dienstjahren 2007 ein spezifisches Profil gab. Die internationale Anerkennung für sein wissenschaftliches Werk zeigte sich im Ruf nach Austin/Texas, den er jedoch ablehnte. Seine Erlanger Tätigkeit war freilich weiterhin durch intensive internationale Kontakte gekennzeichnet. Seine theologische Arbeit galt so der Verständigung verschiedener konfessioneller und wissenschaftskultureller Positionen; für die Wahrnehmung englischsprachiger Theologie in Deutschland war er ein wichtiger Vermittler.

An der Theologischen Fakultät in Erlangen vertrat er ebenso freundlich wie deutlich die reformierte Perspektive. Sein Interesse galt neben den großen reformierten Theologen insgesamt der Ge­schichte des reformierten Protestantismus, was auch die we­sentlich auf seine Initiative zurückgehenden Emdener Tagungen und die entsprechende Schriftenreihe dokumentieren. Die zentralen Themen systematischer Theologie, vor allem in der Begegnung mit Positionen der Alten Kirche, blieben ein Schwerpunkt seiner Publikationstätigkeit. Dabei verstand er seine akademische Arbeit immer auch als Dienst an seiner Kirche, in der er als Mitglied des Moderamens des Reformierten Bundes und als stellvertretendes Mitglied in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch kirchenleitende Aufgaben übernahm, vor allem aber gerne predigte und Gottesdienst feierte. Die Begegnung un­terschiedlicher theologischer und konfessioneller Prägungen lag ihm ebenso am Herzen wie seine Studenten, denen er ein eindrücklicher Lehrer war. Dass mit Herons Zurruhesetzung 2007 auch der Lehrstuhl eingezogen wurde im Zuge einer bayernweiten Sparaktion an den Universitäten im Bereich Theologie, verlieh ihm die spezielle Würde des letzten aufrechten Fachvertreters. Den berechtigten Ärger darüber wusste er, ebenso wie die Belastungen durch die bald einsetzende Krebserkrankung, mit seinem schottischen Humor zu überspielen, der dem geselligen Leben der Fakultät viele Farbtupfer beschert hatte. In einer würdigen Trauerfeier in der Erlanger Hugenottenkirche hat eine große Gemeinde von Alasdair Heron Abschied genommen.

Die Universität Erlangen-Nürnberg verliert in ihm einen Theologen, der hohes akademisches Niveau und Nähe zur Gemeinde ebenso wie die Reflexion aktueller systematisch-theologischer Fragen mit der patristischen und reformatorischen Tradition verband.