23.11.2022

Nachruf auf Prof. Dr. Reinhard Slenczka

Der Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg trauert um Prof. em. Dr. Reinhard Slenczka, der von 1981 bis zu seiner Emeritierung 1998 den Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Apologetik) an der Theologischen Fakultät innehatte.
Reinhard Slenczka wurde 1931 in Kassel als zweiter Sohn einer hessischen Pfarrerfamilie geboren. Er studierte in Marburg, Tübingen, Heidelberg; außer Theologie waren Philosophie und Slavistik seine Stu-dienfächer. Dem theologischen Examen schloss sich ein Studienjahr am Russisch Orthodoxen St. Sergius Institut in Paris an. Die tiefe Verwurzelung im lutherischen Bekenntnis einerseits, die Liebe zum russischen Geistesleben und die Einsicht in die Notwendigkeit ökumenischer Arbeit andererseits blieben für sein Wirken prägend. Nach dem Vikariat in seiner kurhessischen Heimatkirche ging Slenczka 1958 als Assistent an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er bei Edmund Schlink mit einer Arbeit über „Ostkirche und Ökumene“ promoviert wurde und sich 1966 mit der Arbeit „Geschichtlichkeit und Personsein Jesu Christi“ habilitierte. 1968 wurde Slenczka an die Universität Bern berufen, wo er als ordentlicher Professor für „Ethik, Theologie der Ostkirche, Enzyklopädie und praktische Exegese“ tätig war. Er wechselte 1970 zunächst als Nachfolger von Peter Brunner wieder nach Heidelberg, um dann 1971 als Nachfolger von Edmund Schlink den Lehrstuhl für Systematische Theologie (Dogmatik und Ökumenische Theologie) zu übernehmen. 1981 folgte er dem Ruf nach Erlangen; hier hatte er den Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Apologetik) inne, damit gehörten auch Philosophie und Allgemeine Ethik zu seinem Arbeitsbereich. Slenczkas Überzeugung, dass akademische Theologie und kirchliche Arbeit untrennbar verbunden sind, manifestierte sich u.a. in seiner Tätigkeit als Epohorus der Studentenheime des Martin-Luther-Bundes; von 1987 bis 1989 war er Dekan der Theologischen Fakultät in Erlangen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1998 lehrte. Nach seiner Emeritierung folgte Slenczka der Einladung, die pastoraltheologische Ausbildung in Lettland zu leiten und übernahm die Leitung der Luther-Akademie in Riga, die er bis 2005 wahrnahm.
Für Slenczkas Wirken war immer seine Überzeugung maßgebend, dass die Verkündigung der Kirche auf einer klaren Lehre basiert; darum betonte er die Verwurzelung im lutherischen Bekenntnis und die Bindung an eine in diesem Sinne ausgelegte Schrift. Seine klare theologische Positionierung machte ihn zu einem anerkannten Vertreter eines konservativen Luthertums, der Kontroversen nicht scheute, sondern auch suchte, wenn das nach seinem theologischen Verständnis nötig erschien. Die theologischen und organisatorischen Entwicklungen brachten ihn zunehmend in Distanz auch zu seiner Erlanger Fakultät, erst recht seit diese den Namen eines Fachbereichs trägt. Gleichwohl weiß der Fachbereich Theologie der FAU um Slenczkas Verdienste und würdigt mit großem Respekt seinen Einsatz für Theologie und Kirche.

Der Sprecher des Fachbereichs Theologie
Prof. Dr. Peter Dabrock