10.10.2023

Siegfried Bergler zum Gedenken (1953–2023)

Der Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen trauert um Siegfried Bergler, Privatdozent im Neuen Testament, der am 21. Juli 2023 im Alter von 70 Jahren völlig unerwartet verstorben ist.
Siegfried Bergler wurde am 7. Juni 1953 in Ludwigsstadt (OT Burg Lauenstein)/Oberfranken geboren. Nach Schulausbildung und Abitur in Kronach studierte er von 1972 bis 1979 Evangelische Theologie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau und an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1976–1977 verbrachte er ein Studienjahr an der Hebräischen Universität Jerusalem und studierte dort intensiv Judaistik. Während seiner Studienzeit widmete er sich außerdem der Anglistik.
An das Studium schlossen sich das Vikariat und die erste Pfarrstelle in München und Umgebung an (1979–1984). Beruflich war Siegfried Bergler an vielen Orten und in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig. Von 1986–1992 war er Studienleiter beim Evangelisch-lutherischen Zentralverein für Zeugnis und Dienst unter Juden und Christen e. V. in Hannover. 1993 wurde er an das Diakoniewerk Jerusalem e. V. Hamburg berufen und wirkte dort – abgesehen von seiner Arbeit im Vorstand – als Vorsteher des Diakonissenhauses, Pastor, Seelsorger und Dozent. 2005 führte ihn sein Weg zurück in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 2019 war er als Pfarrer für die Öffentlichkeitsarbeit im evangelischen Dekanat Schweinfurt verantwortlich. Daneben war er als Religionslehrer (2005–2011) und als Lehrbeauftragter an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Fachbereich Religionspädagogik und -didaktik) (2011–2019) tätig.
Während seiner verschiedenen beruflichen Stationen blieb Siegfried Bergler der wissenschaftlichen Theologie zeitlebens eng verbunden. Er interessierte sich vor allem für die biblischen Fächer und die Judaistik. 1987 wurde er in München mit einer Arbeit zu »Joel als Schriftinterpret« im Alten Testament promoviert. Die Dissertation wurde 1988 unter dem gleichnamigen Titel veröffentlicht. 2021 habilitierte er sich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen mit einer Arbeit über Judas Iskariot. Die Habilitationsschrift wurde unter dem Titel »Judas – Einer der nachösterlichen Zwölf« in zwei Bänden in der Reihe »Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament« publiziert. Über dreißig Jahre war Siegfried Bergler als Lehrbeauftragter tätig, nicht nur in Bamberg und Erlangen, sondern auch am Institutum Judaicum Delitzschianum der Westfälischen Wilhelms-Universität (Münster), an der Evangelischen Fachhochschule Hannover und an der Universität Hamburg. Er hielt Lehrveranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen des Neuen Testaments und zum Judentum. Besondere Schwerpunkte dieser reichen Lehrtätigkeit waren der historische Jesus und die rabbinische Literatur.
Kennzeichnend für Siegfried Berglers Arbeiten und gesamtes Wirken war sein ausgeprägtes Interesse an Israel und dem Judentum. Dieses fand in der Mitarbeit in mehreren Arbeitskreisen seinen Ausdruck. Siegfried Bergler engagierte sich unter anderem im Arbeitskreis Kirche und Judentum der VELKD, in der Franz-Delitzsch-Gesellschaft (Münster) und bei »Friede über Israel. Zeitschrift für Kirche und Judentum«. In zahlreichen Beiträgen nahm er die Verbindungen des entstehenden Christentums mit dem antiken Judentum genau in den Blick. Auch die daraus erwachsenen Verpflichtungen im christlich-jüdischen Dialog waren ihm ein besonderes Anliegen. Dass Jesus und die ersten Christen in die jüdischen Traditionen und Schriften einzubetten sind, war ihm auch in seinen Lehrveranstaltungen wichtig. Bis zuletzt wirkte Siegfried Bergler am Fachbereich Theologie mit großer Begeisterung und besonderem Engagement in der Lehre.
Von seinem plötzlichen Tod sind wir tief betroffen. Unsere Gedanken und Gebete sind bei seiner Familie. Siegfried Bergler hinterlässt seine Frau Brigitte Bergler und seinen Sohn Jonathan mit Familie.

Prof. Dr. Peter Dabrock, Sprecher des Fachbereichs Theologie